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Kurzweil
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Masterkeyboard
Kurzweil
PC2-Serie
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Kurzweil PC2 / PC2X
PERFORMANCE CONTROLLER
Masterkeyboards mit integrierter Klangerzeugung finden derzeit viel Beachtung
bei den Herstellern. Da trifft es sich gut, wenn man sich bereits auskennt:
Schon 1994 war Kurzweil mit dem PC88 ein großer Wurf in diesem Genre gelungen.
Der auf der NAMM-Show vorgestellte PC2 soll jetzt - die Fähigkeiten des
Vorgängers mit neuen Sounds und Features auf dem aktuellen Stand der Technik
vereinend - frischen Wind auf internationale Bühnen wehen.
Henrik Bruns
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Als Kurzweil seinerzeit den Performance Controller PC88 auf den Markt brachte
(Test: KB 9/94), war dieser genau das Instrument, auf das pianoorientierte
Live-Keyboarder lange Zeit gewartet hatten. Nicht nur vielfältige und bis ins
Kleinste durchdachte Masterkeyboard-Routinen wurden mit diesem Modell geboten,
obendrein enthielt es auch noch Kurzweils berühmte Flügel- und StringSounds,
für die der Herstellername schon Synonym war.
Die Zeiten ändern sich, und der einst so hochgelobte Flügelsound, der aktuell
noch mit den preiswerten Kurzweil-SP-Stagepianos über die Ladentische wandert,
wird heute von manchem Kritiker bereits wieder als überholt angesehen. So führt
der amerikanische Hersteller mit dem PC2 neue "Naturklänge" ein, die die
geschmackvollen, aber betagten Sounds der Vorgänger jetzt ablösen sollen.
Darüber hinaus interessiert uns natürlich ebenso brennend, wie man die schon
sehr ausgereiften Eigenschaften des PC88 als Masterkeyboard noch weiter
verbessert hat.
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ENTWARNUNG!
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Für alle, die schon das Schlimmste befürchtet hatten, zunächst die beruhigende
Nachricht: Kurzweil hat den mit dem PC88 eingeführten Zusammenhang zwischen
Namen und Anzahl der Tasten nicht beibehalten. So gibt es den PC2 nicht mit
zwei, sondern in der Version x mit ebenfalls 88 Tasten inklusive
Hammermechanik. Die normale Version dagegen besitzt eine leicht gewichtete
76-Tasten-Klaviatur obne Hämmer. Weil es ansonsten keinen Unterschied zwischen
diesen Keyboards gibt, sind im Folgenden beide PC-Modelle gemeint, wenn ich sie
nicht explizit unterscheide.
Bezüglich der Anordnung der Bedienelemente ähnelt die neue PC-Serie stark dem
Vorgänger: Links auf der Benutzeroberfläche MasterVolume-Regler, die
Control-Slider und -Switches, über den Slidern die Zone-Select-Taster für die
Masterkeyboard-Zonen. In der Mitte das hintergrundbeleuchtete 2-x-20
Zeichen-Display, im Kontrast durch einen rückseitig angebrachten Regler
verschiedenen Lichtverhältnissen anzupassen. Darunter befinden sich 2 x 8
Bank/Nummern-Taster für die Sounds, oberhalb derer wiederum mehrere
Tastergruppen zum Editieren der unterschiedlichen Ebenen des Keyboards
angeordnet sind. Rechts liegt dann das große Data-Entry-Rad mit
Increment/Decrement- und Eingabe-Tastern für Ziffern und Buchstaben. Links
neben der Tastatur schließlich befinden sich die beiden Wheels für Pitchbend
und Modulation sowie zwei weitere Control-Switches.
Moderner als sein Vorgänger wirkt der PC2 durch ein als Gehäusefarbe gewähltes
Dunkellila. Darüber hinaus wurde die Navigation mittels verschiedenfarbiger
Gehäuseaufdrucke verbessert, außerdem besitzen alle Taster außer denen im
Data-Entry-Bereich eine Statusanzeige.
Zu den Anschlüssen zählt ein analoges Buchsenpaar als Stereo-Output, das - je
nach Verwendung zwei- oder dreiädriger Klinkenkabel - in asymmetrischer oder
symmetrischer Auslegung zu nutzen ist. Zweitens gibt es einen
24-Bit-Stereo-Digital-Ausgang, der die Formate AES/EBU und S/PDIF unterstützt.
Leider ist nach wie vor nur ein MIDI-Buchsen-Trio vorhanden. Zwar können Sie
den MIDI-Thru wahlweise zum MIDI-Out umschalten, doch hält diese Lösung nicht
mit der wünschenswerteren eines unabhängigen zweiten Outs mit, weil der
umgeschaltete Out die gleichen Informationen wie der echte MIDI-Out übermittelt.
Zwei Anschlüsse für Controller-Pedale (zwei weniger als beim PC88) sind
eigentlich genug, drei für Fußtaster (einer mehr) ebenfalls. Neu hinzugekommen
sind ein Breath-Controller-Input und ein Anschluss für Kurzweils hauseigenen
Ribbon/MIDI-Controller Expressionmate (Test: KB 11/99). Auch die Phones-Buchse
schließlich befindet sich mit auf der Geräterückseite - eine der ganz wenigen
Unstimmigkeiten des sauber und stabil verarbeiteten Instruments, so viel möchte
ich vorwegnehmen.
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BEDIENUNG
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Schon auf den ersten Blick wirkt die PC2-Benutzeroberfläche sehr
durchstrukturiert. Die Taster sind als Gruppen verschiedenen REGIONS
zugeordnet: Darunter gibt es die Regionen ZONE PARAMETERS, SOUND PARAMETERS,
SYSTEM und EFFECTS AND REVERB mit je drei bis sieben Tastern, durch deren
Aktivierung man sofort in den jeweils gewünschten Edit-Bereich gelangt. Die
einzelnen Parameter wählen Sie mit den Cursor-Tastern unterhalb des Displays,
Werte werden mittels des Endlosrads oder der Increment/Decrement-Taster
geändert. Mit letzteren Eingabehilfen navigiert sich der User auch durch die
acht Klänge einer der 16 Soundbänke des PC2. Dabei dienen die
SOUNDSOURCE-Taster zur Anwahl der Internal-, User- oder zweier
Expansion-Bereiche.
Besonders ausgeklügelt sind die vier ZONESELECT-Taster, die die vier möglichen
Tastatur-/MIDI-Zonen des Masterkeyboards repräsentieren, durch eine spezielle
LED-Beleuchtung: Orange Beleuchtung steht für eine Zone innerhalb eines
MIDI-Setups, die gemutet ist; wurde sie gar nicht erst belegt, ist ihr Taster
unbeleuchtet. Grünes Licht meint eine Zone im aktiven Zustand. Bei Rot befindet
sich diese Zone im Solo-Zustand; hierfür gibt es auch einen extra Solo-Taster.
Gemutete oder sologeschaltete Zonen spielen keine Noten und generieren auch
keine Controller-Informationen, sie reagieren jedoch auf
Program-Change-Informationen und empfangen Start/Stop-Werte für Controller.
In einer Doppelfunktion sind die Zone-Taster zuständig für das "EASY SPLIT &
LAYER"-Feature, das mit den PC2-Modellen Premiere feiert: Zone-Taster 1 und 2
sind als MAIN und LAYER mit den Program-Tastem verbunden,deren LEDs
gleichzeitig aufleuchten; wenn Sie jeweils einen beliebigen Sound anwählen,
fungiert er als Main bzw. Layer. Das Gleiche können Sie mit den Zone-Tastern 3
und 4, die auch SPLIT und SPLIT LAYER heißen, wiederholen - schon haben Sie ein
komplexes Sound-Setup, dass Sie dann noch "feintunen" dürfen.
Insgesamt also ist die Bedienung wohldurchdacht bis ausgeklügelt. Auch bei
schummrigem Bühnenlicht kann die Übersicht über die Zonen des Performance
Controllers nie verloren gehen. Dennoch hätte ein größeres Display weitere
Möglichkeiten in Sachen Bedienkomfort, insbesondere im Hinblick auf die
Programmierung, eröffnet.
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TASTATUR
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Obwohl Masterkeyboard-Tastaturen meistens einen Kompromiss irgendwo zwischen
Synthitaste und Pianoklaviatur eingehen, besitzt die des PC2X eine
Hammermechanik. Insofern gebührt dem großen Kurzweil auch das Attribut
"Stage-Piano", und während dies die Klavierspieler freut, werden die
Synthesisten wohl eher am kleinen Bruder PC2 interessiert sein.
Bei unserem Testgerät handelte es sich um die X-Version,- so dass volle
Hammer-Power beachtet werden konnte. Und die hat das PC2X wahrlich! Die
Tastatur des großen PCs ist identisch mit der des in der Grundausstattung 8000
Mark, kostenden Kurzweil-Flaggschiffs K2600X. Sie lässt sich sehr nuanciert
spielen, reagiert beeindruckend schnell und weist bestes Repetitionsverhalten
auf. Gemeinsam mit dem neuen Pianosound erreicht das PC2X-Keyboard eine
dynamische Ausdruckskraft, mit der nur wenige Instrumente mithalten können.
Eher selten anzutreffen bei Instrumenten mit Hammermechanik: Es gibt auch
Channel's Aftertouch, ganz wie es sich für ein Masterkeyboard gehört - und die
bietet auch die 76er-Version PC2.
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SOUNDS
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Konzept der PC-Serie ist die Kombination aus Masterkeyboard und integrierter
Klangerzeugung auf Sample-Basis, die zweierlei Ansprüche erfüllen soll. Erstens
steht ein Großteil des Sample-ROMs einem Flügelsound zur Verfügung, der
Digitalpiano-Ansprüche befriedigen möchte. Zweitens sollen wichtige
Standardsounds, die Live-Keyboarder ständig benötigen, in überzeugender
Qualität geliefert werden - neben E-Pianos, Clavinet, Orgeln und Flächensounds
sind das Strings und Bläser vor allem als Ensembles, während auf Solo-Violinen
und -Trompeten zu Gunsten der Qualität der anderen, hier wichtigeren Klänge
verzichtet wird.
Im PC2 geht dieses Konzept voll auf. Kurzweils neues Piano klingt einerseits
typisch ,kurzweilig', andererseits gut wie nie zuvor: Der Sound ist von der
Charakteristik her stark an den von PC88, Micropiano und Co. angelehnt, so dass
er die eingeschworene Fan-Gemeinde der legendären Kurzweil-Pianos nicht
plötzlich mit etwas völlig Neuem im Regen stehen lässt. Was ihn jedoch ebenso
stark an Authentizität gewinnen lässt, ist zweierlei: Das neue "Triple Modular
Processing"-Verfahren liefert dem sehr ausgewogenen Klang pro Ton drei Samples
unterschiedlicher Anschlagsstärken. Wo ehemalige Kurzweil-Flügel schon passen
mussten, knallt der neue Flügel noch mal so richtig rein und lässt im
Fortissimo die Saiten vibrieren. Umgekehrt gilt das auch für die verbesserte
"piano"-Phase des Klangs. Das Ganze bedingt einen entscheidenden Dynamikzuwachs
- in diesem Punkt: Spitzenklasse!
Zweitens tut dem neuen Klang das Stereo-Sampling hörbar gut, gegenüber dem
Mono-Micropiano ist er wesentlich voller und präsenter. Eine Mono-Variante gibt
es aber auch im PC2 noch.
Rund, warm, ausgewogen, natürlich und sehr dynamisch - das sind die Attribute,
mit denen sich die Charakterisierung des Masterkeyboard-Flügelklangs auf den
Punkt bringen lässt. Auch alle anderen Sounds sind damit treffend beschrieben.
Ebenfalls in Stereo liegen die berühmten Kurzweil-Strings vor, die sowohl für
fette Teppiche als auch dezente Untermalungen gut sind. Als "Fast Strings"
profitieren sie vom größeren Sample-ROM, denn Anstrich und Sustain-Phase
klingen jetzt noch realistischer. Von erster Güte sind auch die erlesenen
glockigen Fender-Rhodes- und DX-E-Pianos sowie die schönen C3- und
Wurlitzer-Samples, die meiner Ansicht nach in der alten
Micropiano-Klangerzeugung etwas ins Hintertreffen geraten waren - doch das ist
mit dem PC2 Geschichte.
Alle übrigen Soundgruppen meistert der neue Performance Controller gleichfalls
mit Bravour, seien dies nun die saitensingenden Steelstring-, Jazz- und
Rockgitarren und kräftigen Akustik-, Slap- sowie Synthibässe, oder die
hervorragenden Brass-Sections. Highlight mittendrin sind die vom K2500/2600 her
bekannten Take-6-Vocals. Tolle Synthi-Pads und -Leadsounds runden das Angebot
ab, und überraschenderweise klingen die vielen Drumkits im positiven Sinne
synthetisch-frisch - der PC2 ist weder Drumcomputer noch auf Vollständigkeit
bedachte Soundfabrik, so dass man an den Performance Controller nicht den
Anspruch stellen kann, authentische, studiotaugliche Drumsampies zu liefern.
Trotzdem gibt es Traditionelles auch in der Schlagabteilung: So warten die
Percussion-Kits mit sehr authentischen und durchsetzungsfähigen Bongos, Congas
oder Timbales auf, gesampelt in unterschiedlichen Spielweisen.
Wer seinen PC2 zum ersten Mal anschaltet, wird enttäuscht sein, dass Kurzweil
eine eigene Tastaturbelegung für die Drurns favorisiert. Im GLOBAL-Menü aber
gibt es den Parameter DRUM REMAP, mit dem Sie alle Drumkits auf Knopfdruck in
die GM-Norm bringen können - frei programmierbare Drums wären zwar noch besser
gewesen, doch Kurzweils Lösung ist auch sehr effektiv.
64 Stimmen bietet der 16fach multitimbrale PC2 in der Grundausstattung, wobei
Stereo- oder einfache Layersounds natürlich nur noch mit maximal 32facher
Polyphonie zu spielen sind. Demnächst aber erscheinen drei Expansions für das
Keyboard. Dabei handelt es sich um ein Stimmenerweiterungs-Kit auf 128fache
Polyphonie und zwei Sample-ROM-Erweiterungen. Wie auch das interne Sample-ROM
besitzen die Erweiterungsboards eine Speicherkapazität von jeweils 16 MB sowie
128 Preset-Programs. Maximal ist also eine Sample-Speicher-Kapazität von 48 MB
zu erreichen. In dieser Ausbaustufe besitzt der PC2 384 Preset- und 128
User-Programs. Dazu kommen dann noch 144 Orgelsounds (Vgl. w. u.: KB3-Organ).
So wird aus dem PC2 ein Masterkeyboard, das mit einer Palette von 656
Standardklängen die wichtigsten Brot- und Butter-Sounds in gehobener Qualität
für Stage-Keyboarder gleich mitliefert.
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KB-3 ORGAN
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Bereits die normalen Orgel-Programme des PC2 sind Zusammensetzungen aus neun
Grundsamples unterschiedlicher Registrierungen einer Hammond B3, die in den
Werkspresets zu überzeugend klingenden Rock-, Jazz- und Pfeifenorgeln
zusammengesetzt wurden.
Im KB3-MODE aber können Sie eine Gruppe von 9 Zugriegeln in der Auslegung von 9
Sinuston-Chören in den historischen Fußlagen verwalten: Es gibt also 16' und 5
1/31 für die Bässe, 8', 4', 2 2/3'und 2'als Fundamentaltöne und 1 3/5', 1 1/3'
und 1' für die hohen Lagen. Die Fußlagen steuern Sie über die vier Slider,
wobei Sie diese natürlich immer zwischen den Chören 1 bis 4 und 5 bis 8
umschalten müssen. Der neunte Chor wird über das Modulationwheel bedient.
Komfortabler wird das Ganze mit einem Voce MIDI-Drawbar-Controller, dessen
MIDI-Controller-Nurnmern der PC2 im KB3-Mode folgt. Schade nur, dass
Voce-Produkte derzeit nur in den USA zu beziehen sind.
Die übrigen Orgel-Parameter sind je drei Chorus- und Vibrato-Einstellungen,
Tastaturklick nebst Lautstärke, Attack, Release sowie die Percussion. Diese
Spielparameter sind im KB3-Mode über die ZONE SELECT BUTTONS und die CONTROL
SWITCHES abrufbar.
Die Sinussounds des PC2 können natürlich nicht ganz mit denen digitaler
Combo-Orgeln vom Schlage der Hammond XB- bzw. Roland VK-Serie mithalten. Der
Gesamtsound der kompletten Drawbar-Orgel im Masterkeyboard geht aber wieder
völlig in Ordnung und deckt ein breites Spektrum an Klängen ab, wie es über
bloße ROM-Samples nicht zu realisieren gewesen wäre. 16 KB3-Werkspresets bilden
einen gelungenen Querschnitt, während 28 User-Speicher extra für Ihre eigenen
Zugriegel-Sounds reserviert wurden. In den MIDI-Setups, (s. u.:
Masterkeyboard-Features) können Sie ferner KB3-Klänge und Programs miteinander
kombinieren.
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SOUND-EDIT
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Nach den reinen Preset-Abspielgeräten der letzten Jahre dürfen Sie bei den
Sounds der PC2-Keyboards nun auch selbst Hand anlegen. Zwar entspricht der
Edit-Bereich nicht der Leistungsfähigkeit eines Synthesizers, doch sind die
klangkosmetischen Werkzeuge der beiden Masterkeyboards ausreichend, um auf 128
User-Speicherplätzen Samples einen individuellen Touch aufzudrücken. Jedes
PROGRAM im PC2 besteht aus einem bis vier LAYER. Werden Stereo-Samples
verwendet, besteht bereits ein Layer aus diesen beiden Samples, die dann
automatisch links und rechts im Panorama verteilt werden. Der PC2 ist unter
anderem deshalb kein frei programmierbarer Synthesizer, weil seine Filter nicht
mit einem Layer verknüpft sind. So gibt zwar verschiedene Lowpass-, Highpass-
und Bandpass-Typen, teils mit Resonance, jedoch muss man pro Layer immer mit
dem jeweils fest voreingestellten Typ vorlieb nehmen. Daher sollten Sie beim
Programmieren bereits von einem dem gewünschten Klang ähnelnden Sound ausgehen,
weil dessen Filtertyp auch zu ihrem User-Program passen dürfte. Doch auch, wenn
Sie mal auf einen Filtertyp gestoßen sind, den Sie gern für ein anderes als das
vorgegebene Preset-Sample verwenden möchten, lässt Sie das PC2 nicht im Stich:
In diesem Fall können Sie über den Parameter KEYMAP eines von 280 Multisamples
aus dem internen Speicher direkt anwählen.
Die Parametergruppe, innerhalb der Sie Keymap, Filtercutoff, -Resonance sowie
Tastatur-Zone, Amplifier (-96 bis 48dB) und einige MIDI-Controller einstellen,
nennt sich TIMBRE und ist mittels eines gleichnamigen Buttons Bestandteil der
SOUND PARAMETER-Group. Über deren zwei weitere Buttons, ENVELOPE und LFO,
können Sie die übrigen Klangveränderungen vornehmen. Diese betreffen die
Amplituden-Hüllkurve (Attack-, Decay- und Release-Zeiten) sowie zwei LF0s pro
Layer (Rate: 0.00 bis 24.00 Hz, 44 Wellenformen).
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EFFEKTE
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Wie schon beim PC88 gibt es auch im neuen Performance Controller zwei
unabhängige Effektwege, von denen einer für den Hall, der andere für die
Modulationseffekte zuständig ist. Neu sind Anzahl und Programmiermöglichkeiten
der DSPs. Mit jedem Effekt sind vier, je nach Typ variierende Parameter fest
verknüpft. Bei den 91 Reverb-Effekten sind das beispielsweise oft Hallzeit und
-dichte sowie Filterung und Anzahl der Reflexionen, bei den 10 Chorus-Typen
LFO-Rate und -Depth, Feedback-Level und Phase. Unter den 95 weiteren Effekten
finden sich Delays, Flanger und Phaser, aber auch Distortion, Enhancer,
Compressor sowie einige andere Spezialitäten. Zusätzlich gibt es
Multi-Effekt-Kombinationen, bestehend aus bis zu drei Effekten wie z. B. Chorus
+ Delay + Reverb. Nicht nur für den KB3-Mode besitzt das PC2 einen
Rotor-Speaker-Effekt mit getrennt regelbaren Geschwindigkeiten der simulierten
Rotoren sowie Typen mit Distortion.
Unter fast allen Effektsorten finden sich zahlreiche Stereo-Typen. Die PC2-DSPs
klingen sehr sauber und besitzen die gleiche Qualität wie die der Prozessoren
aus Kurzweils K2600-Serie. Die Effekt-Editierung im neuen Performance
Controller wird unabhängig von den Sounds vorgenommen, jedoch speichern Sie
eine Effektauswahl gemeinsam mit Programs oder MIDI-Setups ab.
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MASTERKEYBOARD-FEATURES
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Grundlage des PC2 als Masterkeyboard bildet die Einteilung in vier unabhängige
Tastatur- bzw. MIDI-Zonen. Diese Zonen können sich überlappen, sie können
stummgeschaltet werden, und vor allem sind die Programmiermöglichkeiten für die
angesteuerten Sounds beinahe unausschöpflich. Die einzelnen Parameter wurden
wiederum zu Gruppen zusammengefasst:
MIDI XMIT bestimmt den MIDI-Kanal einer Zone, die Destination angesteuerter
Sounds (intern, extern oder beides) und diverse Pitchbend-Beeinflussungen.
PROGRAM kümmert sich um die Anzeige und das Senden von Programmwechselbefehlen,
wobei die vier "Organisationsformate" 0 - 127, 1 - 128, 11 - 88 und Al - P8
unterstützt werden. Während KEY RANGE und TRANSPOSE Tastaturzonen abstecken und
Transponierungswerte definieren, können Sie in der VELOCITY-Gruppe ganz gezielt
die Anschlagsdynamik einer bestimmten Zone bestimmen. So ist die Velocity
innerhalb eines Wertebereichs von -300 bis +300 % skalierbar, und zusätzlich
gibt es verschiedene Velocity-Kurven. Weitere Setup-Gruppen sind ARPEGGIATOR
(s. u.) und CONTROLLERS. Im letzten Menü machen Sie sämtliche PC2-Controller
sowie angeschlossene Pedale oder einen Breath-Controller internen wie externen
Sounds verfügbar. Des Weiteren gibt es einige spezielle
Beeinflussungsmöglichkeiten für Kurzweils Ribbon Controller ExpressionMate.
Wie effektiv Wheels, Sliders oder Switches den internen Sounds bereits
werksseitig zugeordnet sein können, zeigt die obige Tabelle.
Als Spezialität innerhalb der flexiblen Controller-Programmierung möchte ich
noch die ENTRY- und EXIT-VALUES erwähnen: Damit können Sie die Controller so
einstellen, dass diese beim Einschalten oder Verlassen eines Programs oder
Setups einen von Ihnen ausgewählten Entry- oder Exit-Wert empfangen, woraufhin
sie die gegenwärtige physikalische Controller-Position ignorieren und auf eine
neutrale Einstellung zurückspringen - das kann beispielsweise Wunder wirken,
wenn Sie gerade on stage bei einem Sound per Slider die Panorama-Position auf
volle Linksstellung moduliert haben und vergessen, den Regler vor dem nächsten
Song zurückzustellen.
Alle genannten Einstellungen speichern Sie in einem von 128 MIDI-Setups,
daneben besitzt das Masterkeyboard 32 unveränderbare Werkssetups. Im Zuge der
optionalen ROM-Erweiterungen sollen weitere Setup-Speicher nachgerüstet werden.
Ihren Setups dürfen Sie erfreulicherweise auch Namen geben.
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ARPEGGIATOR
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Jeder Sound der vier Tastaturzonen kann wahlweise in das Arpeggio einbezogen
werden. Eine einstellbare ARPEGGIATOR REGION von C-1 bis G9 bezieht sich immer
auf alle Zonen gleichzeitig. PLAY ORDER beherbergt acht unterschiedliche
Abspielreihenfolgen, darunter neben UPs und DOWNs auch drei RANDOM-Arten. Als
BEATS, die Repetitionsanzahl, können Sie 4tel- sowie 8tel-, 16telund
32tel-Noten, die drei letzteren auch als Triolen, einstellen, sowie ein
zentrales Tempo wählen. Und mit dem DURATION-Parameter definieren Sie eine
Notenlänge zwischen 1 und 100 %.
Mittels des Parameters LATCH MODE legen Sie fest, in welcher Art und Weise
Noten arpeggiert werden: Während bei der Einstellung KEYS nur aktuell
angeschlagene Noten einbezogen werden, arpeggiert AUTO erbarmungslos alles, was
Sie spielen, und hört nicht mehr auf, ehe Sie nicht auch die letzte Taste
losgelassen haben - uff! Weitere Latch-Modi treten in Kraft, wenn Sie über die
MIDI-Controller 119 (ArpLatch) und 118 (Latch2) angesprochen werden - so können
Sie ein Arpeggio z. B. per Control-Pedal oder Modulationwheel einblenden.
Sehr effektiv sind die VELOCM MODE-Einstellungen, mit denen man festlegt, ob
sich die Arpeggio-Anschlagsdynamik nach der jeweiligen Anschlagsgeschwindigkeit
einer Note richtet, sich an der ersten oder letzten gespielten Note orientiert
oder per Aftertouch modulieren lässt.
Mit den SHIFT-Parametern stellen Sie Arpeggiowiederholungen in sämtlichen
Tonschritten und deren Reichweite ein, wie es auch ein GLISSANDO (chromatische
Tonleiter) gibt. Per LIMIT OPTION sagen Sie dem Arpeggiatot, was er machen
soll, wenn er am Ende einer Wiederholung angekommen ist: einfach stoppen,
wieder bis zur ersten Note abwärts spielen oder über einige Oktaven unterhalb
des ersten Tons weiter- und erneut zurückwandern. Dieser Arpeggiator wird
selbst den Leuten Spaß machen, die normalerweise alles selbst zu spielen
gewohnt sind - durch seine Funktionsvielfalt kann man ihn auf seinen Einsatz
für beeindruckende Live-Intros gezielt vorbereiten.
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UPDATES
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Das Betriebssystem des PC2 kann Dank FlashROM-Speicher jederzeit aktualisiert
werden. Zum Zeitpunkt unseres Tests stand bereits auf der Homepage von
Kurzweil-Amerika im Internet das BetaRelease der Version 1.07 zum Download
bereit. Die Betriebssystem-Updates sind SystemExclusive-Daten im
Standard-MIDI-File-Format und lassen sich mit einem Software- oder
Hardware-Sequenzer leicht zum PC2 transportieren - das ist übrigens auch die
generelle Methode zur Datensicherung von PC2-Files.
Das Update korrigiert einige Kleinigkeiten, beispielsweise, dass das PC2 nach
dem Einschalten mit dem Program 000 Stereo Grand' anstatt wie bisher mit 005
"Concert Grand" startet; außerdem werden einige EditRoutinen der Effekte
verbessert. Das erste größere Update dagegen dürfte mit der Version 2.0 zu
erwarten sein.
Über Inhalte und Preise der Sample-ROM-bzw. Stimmen-Expansions war bis
Redaktionsschluss noch nichts in Erfahrung zu bringen. Die Vermutung liegt
nahe, dass eine der ROM-Erweiterungen für die GM-Kompatibilität des
Masterkeyboards sorgen wird, wie es auch schon beim PC88 der Fall war. Alle
Boards werden mit einer ausführlichen Einbauanleitung geliefert.
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FAZIT
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Der PC2 ist ein vorzüglich durchdachtes, hochwertiges Masterkeyboard mit einer
ausgezeichneten internen Klangerzeugung; mit ihm bringt Kurzweil seine 1994 ins
Leben gerufene Performance-Controller-Modellreihe auf den technischen Stand von
2000: Sei es die verbesserte Benutzeroberfläche mit den Zone-Select-Tastern,
die Stage-Piano-Eigenschaft auf Grund der neuen Flügelklänge und der
hammermechanischen Tastatur beim PC2X, oder seien es die programmierbaren
Sounds und Effekte, der KB3-Mode, die noch flexiblere Controller-Einbindung,
die Erweiterungsmöglichkeiten und schließlich die verbesserten
Klangeigenschaften - in jedem dieser Bereiche erfährt das Konzept des
Masterkeyboards mit integrierter Klangerzeugung durch die PC2-Modelle eine
enorme Aufwertung.
Dementsprechend wenig gibt es am neuen Kurzweil-Keyboard zu kritisieren. Ein
größeres Display hätte die Bedienung noch übersichtlicher gestaltet, und
mittels eines "echten" zweiten MIDI-Outs hätte der User weitere 16 MIDI-Kanäle
ansteuern können. Bei der enormen Leistungsfähigkeit des PC2 geraten diese
kleinen Einschränkungen jedoch deutlich ins Hintertreffen: Einmal mehr hat
Kurzweil ein überzeugendes Instrument gebaut, das das Zeug zum Klassiker
besitzt!
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© 2001, Kurzweil
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